Von klassisch bis poetisch: Werbeartikel im Wahlkampf

Logo-Toast, Graffiti, Sonnencreme – im Wahlkampf geben Parteien richtig Gas. Medienberichten zufolge standen den fünf größten Parteien zur letzten Bundestagswahl 62 Millionen Euro zur Verfügung, von denen rund vier Millionen in Werbeartikel investiert wurden. Ob im eigenen Fanartikel-Shop oder bei den Give-aways im Straßenkampf: So manche Partei kann ihren Charakter dabei nicht verleugnen.

Frauen und Familie statt nüchterne Wirtschaftsreformen: Zeigte sich die CDU im Wahlkampf 2009 mit Angela Merkel aufgeschlossen und emanzipiert, ist der Online-Shop eher klassisch. Statt Schwarzmalerei hat sich die Partei auf ein einheitliches Orange geeinigt, dass sich durch Schreibsets, Ehrennadeln, Postkarten, Büroartikel, Tragetaschen und T-Shirts von preiswert bis hochwertig durchzieht. Einzig die Artikel für die Frauen-Union fallen farblich aus dem Rahmen – hier wird das Orange von Schal, Notizheft und Co. mit Lila kombiniert.
Etwas witziger präsentiert sich der bayerische Unionspartner. Die CSU verteilte im Wahlkampf wasserfeste Sonnencreme, damit die Wähler nicht rot werden und bietet im Shop vielfältige Artikel vom Strampler über Facebook-Postkarten bis hin zu T-Shirts – meist in den Landesfarben blau-weiß gestreift.

Auf Vielfalt setzt auch der SPD-Shop. Die Demokraten bieten seit fast 15 Jahren Fanartikel an und kamen im Superwahljahr 2009 auf über 300 Produkte. Dabei bemüht sich die Partei augenscheinlich, alle Altersklassen und Interessengruppen anzusprechen. Für Sammler gibt es den Porzellankaffeebecher „to go“ mit Bildern der Regierungschefs 2011, für Kinder kuschelige Teddybären, für Nostalgiker CDs mit den Reden von Helmut Schmidt, Herbert Wehner und Willy Brandt. Neben Alltagsgegenständen wie Badeschuhen, Fahrradsattel-Schutz und Bierdeckel findet man auch den legendären SPD-Toaster, der das Logo ins Brot brennt. Farblich setzt die Partei auf ihr bewährtes Rot mit weißem Logo, bei Sprüchen ist sie eher zurückhaltend.

Grün, grün, grün sind alle meine Kleider. Der Online-Shop der Grünen – übrigens der jüngste im Bunde – ist farblich ebenfalls „eintönig“, setzt aber deutlich mehr auf Sprüche gegen Fremdenfeindlichkeit, Umweltverschmutzung und Co. Neben Baumwolltaschen mit Aussagen wie „Geiler Sack“ oder „Plastic is a killer“ gibt es auch Badeenten, praktische Sattelschoner und T-Shirts. Rebellisch anmutend, aber letztendlich doch handzahm präsentierten sich die Grünen ja bereits mit ihrer Kampagne zur Europawahl, als sie gratis Schablonen verteilten, mit denen Sympathisanten das Motto „Wums“ auf Wände, Mauern und Bürgersteige malen sollten. Die freche Idee hielt dem ersten Regen nicht stand.

Verspieltes oder witziges sucht man bei der FDP vergeblich – Gegensatz zu früher, als sogar Bikinis zu den Give-aways der Partei zählten. Heute findet der Wähler im Online-Shop der FDP Büroartikel, Textilien und Fahnen in gradlinigem Design.

Sehr viel kreativer versucht sich dagegen die Linkspartei. So reimt sie auf der Sonnencreme: Die Sonne scheint, der Himmel lacht, das hat die Linke gut gemacht“ und bietet das Brillenputztuch an, bei dem „alles klar“ ist. Für viel Spaß im Wahlkampf sorgte die Partei bereits mit ihren extrem biegsamen Bleistiften. Böse Zungen behaupteten, dass die kuriosen Reformen der Linken diese Stifte zumindest nicht zum Bersten bringen würden.