Stevia – ein Süßungsmittel mit Potenzial

Der Trend geht hin zu natürlichen Süßungsmitteln

Stevia gehört sicherlich zu den meist diskutierten Begriffen des vergangenen Jahres. Was wie eine Mischung aus Basilikum und Pfefferminz aussieht, kommt aus Südamerika, und wird auch Süß- oder Honigkraut genannt. Pluspunkt für Gesundheitsfans: Stevia hat die bis zu 300-fache Süßkraft von Zucker, ist zahn- und diabetikerfreundlich sowie kalorienfrei. Im Dezember 2011 von der EU als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen wird Stevia seitdem in der Süßigkeitenindustrie eingesetzt – unter anderem auch in den Pullmoll-Bonbons.

Obwohl Stevia lange gebraucht hat um in den europäischen Regalen zu landen, ist die süße Pflanze keineswegs unbekannt. In Brasilien und Paraguay verwenden die Ureinwohner die Blätter bereits seit Jahrhunderten und auch heute kommt in Brasilien kaum ein Haushalt ohne den Süßstoff aus. In Japan wird Stevia seit den 70ern verwendet, Getränke-Gigant Coca-Cola reichte bereits 2007 Patente ein, die auf Stevia als Süßstoff basierten. Mittlerweile nutzen weltweit 150 Millionen Menschen die Pflanze und ihre Extrakte. Galt Brasilien mit den weltgrößten Anbaugebieten von Stevia-Stauden jahrelang als Pionier, ist mittlerweile China der größte Produzent. Nun öffnet auch Europa seinen Markt für das Süßungsmittel.

Was anfangs sehr kritisch betrachtet wurde, ist mittlerweile relativiert. Hierzu zählt die Höchstmenge von 2 mg pro kg Körpergewicht und Tag, die mittlerweile auf 4 mg verdoppelt wurde – ein wichtiges Argument der Süßigkeitenindustrie. So erklärt der Anbieter der Marke Pullmoll, dass bei dieser Höchstmenge eine Person mit 70 kg ca. 4 kg Bonbons am Tag essen müsste, was natürlich unwahrscheinlich ist.

Auch die Kritik am Geschmack wird mittlerweile sehr differenziert betrachtet. So bewerteten Testpersonen mit Stevia gesüßte Speisen teilweise besser, teilweise schlechter als diejenigen mit Zucker. Fest steht, dass der Extrakt aus den Blättern bei größerer Menge bitter schmecken kann und nur in kleiner Dosierung nicht von Haushaltszucker zu unterscheiden ist.

Zum Backen beispielsweise ist Stevia nicht geeignet und so wird auch schnell klar, dass nicht die Zucker-Lobby unter dem Vormarsch von Stevia leiden wird. Dagegen sind die Hersteller von chemischen Süßungsmitteln dem Trend hin zu natürlichen Süßstoffen sehr wohl ausgesetzt. Man darf gespannt sein, welche Position sie künftig auf dem Süßungsmittelmarkt einnehmen.